1000 Teilchen (beschleunigt)

Kathleen Bühler
Aus dem Jahresbericht des Kunstmuseums Bern
Anlässlich der Schenkung des Werks durch Michèle Kottelat

Philipp Gassers Video-Installation 1000 Teilchen (beschleunigt) zeigt einen endlosen Fluss von sich stets neu formierenden Punktkonstellationen, die sich von unten über den Raum nach oben ausbreitet. Das bewegte Licht, das im schwarzen Raum ein quecksilbrig hypnotisches Geschehen an die Wend wirft, erinnert an ein beschleunigtes Universum mit Millionen von Sternen, Dabei sind es lediglich wie der Titel besagt – tausend Teile, welche animiert und per Zufallsprinzip geschaltet werden, während zwei sich überschneidende Projektionen den Eindruck von raumfüllenden und sich stetig ändernden Sternbildern erzeugen. Wir scheinen Zeugen von Sterngeburten, dem Wandel der Milchstrasse oder gar des Urknalls zu sein. Jeder Himmelsanblick ist einzigartig, denn das Bild setzt sich vor unseren Augen immer wieder neu zusammen. Mit der Diskrepanz zwischen Unendlichkeit und Nähe, Menge und Einzelteil, Programm und individuellem Zufallsverhalten bezaubert Philipp Gasser nicht bloss die Betrachter, sondern reflektiert zudem deren Beziehung zu den Sternen. Denn Menschen glauben trotz der Entfernung der Himmelskörper daran, dass Sternbilder etwas Individuelles über sie aussagen. Es gibt von jeher ein unerschütterliches Bedürfnis, das begrenzte menschliche Dasein mit der Unendlichkeit am Himmel in Beziehung zu setzen und auf diese Weise der eigenen Existenz Transzendenz zu gewähren. Dies führt Philipp Gassers Installation auf poetische Weise mit einfachen jedoch zugleich raffinierten medialen Mitteln vor Augen. Der Basler Medienkünstler ist in Chur geboren und wurde nach Besuch der legendären Videoklasse von René Pulver Animationsspezialist. Im Jahr 2008 arbeitete er erstmals mit dem Motiv des Universums sowie dessen Unendlichkeit und zeigte 2011 im Kunsthaus Baselland erstmals die grosse Projektion 1000 Teilchen (beschleunigt).