Annäherungsprozesse
Im Zeitraffer spielt sich die Siedlundsgeschichte der Stadt vor dem grob schematisierten Mont Royal ab, bis dieser nicht mehr zu sehen ist. Fortwährend schiebt sich leise raschelnd Hochhaus um Hochhaus vor den Berg, und missachtet dabei die städtische Verordnung, die besagt, dass kein Haus den Gipfel überragen darf. Die der Szene innewohnende latente Kritik wird aber durch die Komik einer gewissen Behäbigkeit der Fortbewegung gebrochen. Hinter den gebastelten, oftmals gleichen Häuserfassaden lässt sich im Bewegungsablauf von der Peripherie ins Zentrum des Bildfeldes und in der Fassadengliederung ein menschlicher Körper ausmachen.

In einer Performance nun multipliziert sich Philipp Gasser mit den Fassaden, und choreographiert die Entstehung einer Stadt. Einzig die postmodernen Züge des einen Hauses lassen noch eine Variation zu, doch letztendlich formieren sich die Hochhäuser nacheinander, um in einem streng strukturierten, von Ordnung bestimmten Raster zu ersticken. Die Gesamtheit aller geklonten Häuser verweist aber ebenso durch die ornamentale Totalität der Fassaden auf das wunderbar abstrakte Erscheinungsbild und die immerwährende Faszination der Wolkenkratzer.


Philipp Kaiser, "Annäherungsprozesse"
Katalog, "Transatlantik- une liaison transatlantique"
Die Besiedlung Montréals, Videoausschnitte
Die Besiedlung Montréals
Die Besiedlung Montréals, 2000
1- Kanal Vidoinstallation, mit Ton, 5:50 min
Kunst Raum Riehen CMS, 2000